„Vatersland“ ist ein Erinnerungsfilm über ein Trauma einer ganzen Generation. Scharfsinnig, feministisch und unterhaltsam erzählt Regisseurin Petra Seeger die Vergangenheit und die Gegenwart der Filmschaffenden Marie, doch alte Film- und Fotoaufnahmen ihrer Jugend schicken sie auf eine emotionale Zeitreise. Authentische 16mm Aufnahmen aus dem Privatarchiv der Regisseurin und echte Fotos machen die Produktion besonders.
Kinostart: 10. März 2022
STORY:
Filmemacherin Marie steckt in der Krise. »Schreib doch ein neues Drehbuch!«, so der gut gemeinte Ratschlag ihres Ehemannes. Wenn das so einfach wäre! Als eines Morgens eine Kiste voller Fotos und Filmaufnahmen aus ihrer Kindheit vor der Tür steht, locken diese Marie auf eine emotionale Zeitreise in ihre eigene Vergangenheit. Es sind die Fotos des Vaters, einem passionierten Fotografen. Doch durch seinen Blick findet Marie ihre eigene Realität und einst erlebten Traumata nicht abgebildet: Den frühen Tod der Mutter, die Überforderung des Vaters und seine Versuche, sie in die Mutterrolle zu drängen sowie die Abschiebung ins katholische Mädcheninternat. Eine Jugend, geprägt von Rebellion gegen den Muff der Nachkriegsjahre und gegen eine Gesellschaft, die von Mädchen vor allem eines erwartet hat: Hübsch in die Kamera lächeln, aber keinesfalls selbst Regie führen!
Daten zum Film:
Drama
Deutschland/Belgien, 2020
mit Margarita Broich, Felizia Trube, Momo Beier, etc.
Freigegeben ab 12 Jahren*
Laufzeit: Ca. 118 Minuten
W-Film
OT: „Vaterland“
* Eine Altersfreigabe ab 12 Jahren ist hier rein inhaltlich vollkommen in Ordnung. Ob es in Sachen Verständnis sinnvoll ist, wage ich hingegen zu bezweifeln. Hier würde ich dann eher die Empfehlung ab 15 oder älter aussprechen.
Die Hauptdarsteller:
Felizia Tube
als
Marie (Kind)
Momo Beier
als
Marie (Teenager)
Margarita Broich
als
Marie (erwachsen)
Bernhard Schütz
als
Vater
Darsteller und ihre Rollen:
Margarita Broich: Marie (erwachsen)
Felizia Trube: Marie (jung)
Momo Beier: Marie (Teenager ca. 14 Jahre)
Stella Holzapfel: Marie (Teenager ca. 17 Jahre)
Bernhard Schütz: Vater von Marie
Matti Schmidt-Schaller: Wolfgang – Bruder von Marie
Eric Langner: Michael
Christiane Blumhoff: Oma von Marie
u.a.
Felizia Trube, geb. 2010, wurde 2018 von Dayanir& Hellwig Casting entdeckt. In „Vatersland“ steht sie das erste Mal, gleich in einer Hauptrolle, vor der Kamera. Die Arbeit am Set entfachte bei Felizia die Leidenschaft für die Schauspielerei und so folgten weitere Rollen in TV-Serien und -Filmen wie beispielsweise „Bettys Diagnose“. Im internationalen Kinofilm „Kosmetik des Bösen“ (Regie: KikeMaíllo) durfte sie jüngst die Protagonistin Athena Strates als Kind (Little Texel) verkörpern.
Momo Beier, geboren 2006 in Hamburg, ist die Tochter der Hamburger Theaterregisseurin Karin Beier. Ihre erste Rolle spielte sie als Vroni in der Kinoverfilmung von Ottfried Preußlers Kinderbuchklassiker „Die kleine Hexe“.
Margarita Broich wurde 1960 in Neuwied geboren. Nach einem Fotodesign-Studium in Dortmund und erster Berufserfahrung als Theaterfotografin, studierte sie Schauspiel an der Hochschule der Künste Berlin und spielte anschließend an zahlreichen großen Theaterbühnen. Auch für Kino- und Fernsehfilme stand Margarita Broich immer wieder vor der Kamera. Neben größeren Rollen, z.B. in „Liebe auf den ersten Blick“ (Rudolf Thome, 1991) und „Vier Fenster“ (Christian Moris Müller, 2006) wurde sie einem breiten Publikum vor allem durch ihre Rolle als Kommissarin Anna Jenneke im Frankfurter „Tatort“ bekannt. 2013 wurde Broich für ihre Nebenrolle in Oskar Roehlers Familienchronik „Quellen des Lebens“ für den Deutschen Filmpreis nominiert und erhielt 2016 den Hessischen Fernsehpreis für ihre Rollen in „Tatort: Wendehammer“ (Markus Imboden) und „Aufbruch“ (Hermine Huntgeburth).
Bernhard Schütz, 1959 geboren in Leverkusen, studierte Schauspiel an der Hochschule der Künste Berlin. Danach war er sowohl am Theater Basel und am Hamburger Schauspielhaus tätig. Seit 1994 spielt Schütz an der Berliner Volksbühne. Für den ARD-Film „Lebensfragen“ (Ben von Grafenstein, 2013) verkörperte er Alt- Bundeskanzler Helmut Schmidt und 2012 erhielt er für seine Nebenrolle in Marc Bauders „Das System – Alles verstehen heißt alles verzeihen“ (2011) eine Nominierung für den Deutschen Filmpreis.
Stella Holzapfel ist 1998 in Köln geboren und aufgewachsen. Durch ihre Eltern, die ebenfalls beide Schauspieler*innen sind, ist Stella schon früh mit der Bühne in Kontakt gekommen Zunächst interessierte sie sich vor allem für den Bereich Tanz und Improvisation, später dann auch Film und Theater. 2008 stand sie das erste Mal als junge Hildegard in „Vision – Aus dem Leben der Hildegard von Bingen“ vor der Kamera. Gefolgt von jungen Rollen in weiteren Spielfilmen wie „Vatersland“ und TV-Reihen wie „Tatort“ und „Marie Brandt“. Seit 2021 studiert sie an der Akademie für Darstellende Künste Baden-Württemberg im ersten Schauspiel-Studienjahrgang Deutschlands mit ausschließlich weiblich gelesenen Personen.
Eine Geschichte, wie sie vermutlich sehr viele Menschen in unserem Land erzählen können. Andere Zeiten, andere Vergangenheiten und doch scheint einiges sehr vertraut. Tatsächlich erkenne ich meine Vergangenheit in manchen Szenen wieder und schwelge tatsächlich in einem Hauch Nostalgie. Auch wenn die Geschichte der Marie einen deutlichen tragischeren Hintergrund hat, so bleibt sie dennoch über die gesamte Laufzeit von 118 Minuten größtenteils unterhaltsam. Insbesondere die klassischen Elternsprüche der 80er Jahre, welche überwiegend vom Vater auf den Nachwuchs abgeladen werden, sind authentisch und aus heutige Sicht auch ein bisschen amüsant. Das hat man damals nicht so empfunden, aber mit Abstand betrachte ist es doch schon lustig den Satz „So lang Du Deine Füße unter unseren Tisch stellst…“ mal wieder zu hören.
Die verschiedene Zeitebenen sind ausgezeichnet getroffen, jedoch hätte ich mir manchmal einen klarer strukturierten Ablauf bzw. auch Schnitt gewünscht. In einigen Situationen brauchte man einen Moment, um sich im Zeitstrahl des Film zurechtzufinden. Kostüme, Frisuren, Make-Up und Bildgestaltung sind herausragend und die immer wieder eingebundenen Original-Szenen einer 16mm Kamera der Regisseurin, unterstreichen die Qualität und Kreativität. Nun kommt sicher die Frage auf, warum ich unten nur 6,5 Sharks bei allem Lob verteile… Die Antwort ist recht einfach:
Dieser Film hat ein besonderes Thema und beschreibt eigentlich nur die Kindheit und Jugend der Marie. Zwischendurch schweift er an und liefert Szenen der Gegenwart. Ein richtiger Handlungsstrang ist aber nur schwer zu erahnen und so laufen die Ereignisse einfach so dahin. Ich bin mir allerdings sicher, dass dieser Film ein besonderes Publikum hat und diese auch durchaus überzeugen, vielleicht sogar begeistern kann.
Einzelbewertung:
Story: 5/10
Drehbuch/Dramaturgie: 4/10
Casting/Besetzung: 6/10
Hauptdarsteller: 7/10
Nebendarsteller: 5/10
Schauplätze/Ausstattung: 7/10
Sprache/Dialoge: 10/10
Schnitt: 4/10
Musik: 8/10
Kostüm: 8/10
Make-Up: 8/10
Unterhaltungswert: 6/10
Drama: 7/10
Nicht in der Gesamtwertung enthalten:
Filmtitel: 7/10
Synchronisation: –
(6,5 von 10 Sharks)