Review: „Cyrano“
Historische Musical-Romanze

Der Cyrano de Bergerac ist ein Poet, ein Offizier und hatte seine Uraufführung bereits im Jahr 1897. Aus der Feder des Schriftstellers Edmond Rostand stammt die einstige Vorlage und es gab bereits etliche Filmadaptionen. Nun ist es Joe Wright der den berühmten Stoff im Jahr 2022 erneut zum Leben erweckt. Diesmal in einer Musicalverfilmung mit „Game of Thrones“-Superstar Peter Dinklage.

Kinostart: 03. März 2022

Frankreich, Ende des 17. Jahrhunderts: Der Offizier Cyrano de Bergerac (Peter Dinklage) ist nicht nur seiner Zeit voraus, er ist auch begabt − mit der Schreibfeder ebenso wie mit dem Degen. Doch aufgrund seiner äußeren Erscheinung ist er überzeugt, dass seine enge Freundin, die schöne Roxanne (Haley Bennett), seine Liebe niemals erwidern wird, und bringt es nicht übers Herz, ihr seine Gefühle zu gestehen. Eines Tages vertraut sie ihm an, dass sie sich in den gutaussehenden Kadetten Christian (Kelvin Harrison Jr.) verliebt hat. Fortan hilft Cyrano ihm, Roxanne zu umwerben, indem er in Christians Namen Briefe an sie schreibt – und so seinen eigenen Emotionen Ausdruck verleiht.

Historische Romanze
USA, 2021
mit Peter Dinklage, Haley Bennett, Kelvin Harrison Jr.
Freigegeben ab 12 Jahren*
Laufzeit: Ca. 123 Minuten
TOBIS
OT: „Cyrano“

*  Der Film ist im Prinzip auch für 6-jährige geeignet. Die Kriegsszenen sind nicht sonderlich schlimm oder gar blutig. Allerdings halte ich „Cyrano“ inhaltlich für kleinere Kinder schwer zu greifen. 

Darsteller und ihre Rollen:
Haley Bennett: Roxanne
Ben Mendelsohn: De Guiche
Peter Dinklage: Cyrano
Kelvin Harrison Jr.: Christian
Bashir Salahuddin: Le Bret
u.a.

Peter Dinklage ist der Cyrano! Damit tritt er ein großes Erbe an und bringt sogar seine Stimmbänder in Hochform. Als Tyrion Lennister wurde er in „Game of Thrones“ (67 Folgen – 2011 bis 2019) zum Superstar, auch wenn er schon weit vor dieser Rolle in diversen Produktionen vor der Kamera aktiv war. 1991 gab er in „Schatten und Nebel“ sein Debüt, allerdings noch als unbekannter und nicht erwähnter Zirkus-Artist. Erst 1995 in „Living in Oblivion – Total abgedreht“ wurde er namentlich genannt. Weitere Highlight vor der Kultserie waren u.a. „Buddy, der Weihnachtself“ (2003), „Lassie kehrt zurück“ (2005), „Nemesis: Der Angriff“ (13 Folgen – 2005 bis 2006), „Die Chroniken von Narnia – Prinz Kaspian von Narnia“ (2008) und „Sterben will gelernt sein“ (2010). Als dann die Karriere ungeahnte Höhen erreichte, war der in Morristown, New Jersey im Jahr 1969 geborene Actor begehrter denn je und spielte u.a. in „X-Men: Zukunft ist Vergangenheit“ (2014), „Pixels“ (2015), „The Boss“ (2016), „Three Billboards Outside Ebbing, Missouri“ (2017), „Avengers: Infinity War“ (2018) und „I care a lot“ (2020). Dinklage ist übrigens deutsch/irischer Herkunft und wurde mehrfach mit dem Emmy Primetime Award ausgezeichnet.

Haley Bennett ist Roxanne, die Angebetete. Sie wurde 1988 in Florida geboren und ist seit 2007 mit dem Film „Mitten ins Herz – Ein Song für Dich“ auch in Hollywood ein großes Thema. Mit einigen starken Auftritten als Nebendarstellerin punktete sie bei den Filmemachern und hat mit „Swallow“ (2019) endgültig ein Qualitätssiegel erhalten. Weitere Produktionen der sehr lebhaften Schauspielerin und Sängerin waren u.a. „Marley & Ich“ (2008), „Deep Powder“ (2013), „The Equalizer“ (2014), „Die glorreichen Sieben“ (2016), „The Devil all the time“ (2020) und „Hillbilly Elegy“ (2020).

Ben Mendelsohn ist der Guiche. Er kann auf eine lange Karriere als gefeierter Schauspieler zurückblicken. Mit CYRANO setzt der australische Schauspieler nach Die Dunkelste Stunde (2017) seine Zusammenarbeit mit dem Regisseur Joe Wright fort. Seine Performance in der Streamingserie Bloodline brachte ihm zuvor Golden Globe® und Critics Choice Award Nominierungen sowie die Auszeichnung mit einem Emmy® Award ein. Zu seinen Spielfilmen zählen unter anderem preisgekrönte Darbietungen in Königreich des Verbrechens (2010) und Mauern der Gewalt (2013), sowie Rollen in The Dark Knight Rises (2012), The Place Beyond the Pines (2013), Rogue One: A Star Wars Story (2016), Ready Player One (2018) und vielen mehr. In CYRANO verkörpert Mendelsohn den reichen und arroganten Herzog De Guiche, der mit seiner von Stanley Kubricks Barry Lyndon (1975) inspirierten Perücke und Kostümierung sinnbildlich für die damalige aristokratische Gesellschaft steht. Er hat ein Auge auf Roxanne geworfen und wird damit zu Cyranos unmittelbaren Konkurrenten. Doch Roxanne sehnt sich nach wahrer Liebe und einer selbstbestimmten Zukunft – was sie in ihrem mächtigen Verehrer De Guiche nicht sieht. Mendelsohns Filmpartner Bashir Salahuddin, der den Hauptmann Le Bret spielt, zeigt sich beeindruckt von der Interpretation der Figur: „In anderen Versionen ist die Figur eher feige und weinerlich“, reflektiert er. „[Mendelsohn] verleiht dieser Figur Komplexität. Er gibt eine lebendige, beunruhigende Vorstellung, sodass man die Figur nicht einfach in die Kategorie ‚Bösewicht‘ einordnen kann.“

Kelvin Harrison Jr. spielt Christian. Der Darsteller ist in New Orleans geboren und aufgewachsen und wurde bereits früh von der großen Kraft der Musik beeinflusst. Er kommt aus einer Familie von Musikern, die ihn schon im Kindheitsalter animiert haben, Klavier und Trompete spielen zu lernen. Nach seinem Jazz-Studium verfolgte er seine Leidenschaft für Schauspielerei in lokalen Theatern und Musicals, bevor er schließlich ein Filmstudium an der University of New Orleans aufnahm. In seiner folgenden Karriere als Schauspieler bekam er entscheidende Rollen wie in dem vierfach Oscar®-nominierten Mudbound (2017). Beim Sundance Film Festival war er 2018 zudem mit gleich drei Filmen vertreten: Monster! Monster?, Assassination Nation sowie Monsters and Men. Zuletzt wurde er für Aaron Sorkins The Trial of the Chicago 7 (2020) durch einen Ensemble-Preis mit dem Screen Actors Guild Award ausgezeichnet. Für Harrison ist CYRANO viel mehr als ein Historienfilm, denn der Film erkunde große Fragen von menschlichen Ängsten und der wahren Liebe. Der Schauspieler war die erste Wahl für die Rolle von Christian. Doch bevor er sie annahm, musste er bei Joe Wright noch Überzeugungsarbeit leisten, unter anderem „dass Christian nicht mehr als ‚unwissend, dumm‘ bezeichnet wird.“ Cyrano-Darsteller Dinklage meint, Harrison habe sogar „die schwierigste Rolle, […]. Viele Leute missverstehen Christian auf dem Papier. Aber er ist die Figur, die den Dingen auf den Grund geht.“

Vorweg sei gesagt! Die Verfilmung aus dem Jahr 1990 mit Gérard Depardieu gehört noch immer in meine All-Time-Favorite Filmliste und ich habe schon damals diesen Stoff, diese Wordakrobatik geliebt. Nun kommt Peter Dinklage in dieser neuen Version zum Zug und es wird auch noch gesungen! Wer mich kennt, der weiß, ich steh so überhaupt nicht auf unpassend eingefügten SingSang. Zumal ich hier auch von Dinklage keine gigantische Powerperformance erwarten würde, was sich letztlich im Film dann auch bestätigte. Dennoch muss ich nun gestehen, dass es in dieser Situation genau richtig so war und die Songs mir durchaus gefallen haben. Ich bin nicht aus dem Kinosaal geflüchtet, als zum ersten Mal die zusammenhangslosen Sangestöne erklangen.

Den Hauptdarsteller mit Peter Dinklage zu besetzen, war sicherlich ein ausgezeichneter Marketingaspekt, ob er allerdings genau der Richtige für diese Rolle ist, wage ich im Nachhinein zu bezweifeln. Klar erkennbar, dass man hier anders als beim berühmten Vorgänger der 90er sein wollte, was auch prinzipiell gelungen ist. Dennoch fehlen mir einige elementare Eckpfeiler in den Dialogen. Wo ist „Beim letzten Verse steche ich“? Für alle, die vielleicht jetzt nicht im Bilde sind, hier die Szene um die es geht und die in der neuen Version einfach mal weggelassen wurde:

Nun könnte man natürlich behaupten, dass es grundlegend daran liegt, dass ja die überdimensionale Nase als Merkmal fehlt und stattdessen die Kleinwüchsigkeit an dessen Stelle tritt. Vielleicht berechtigt, dennoch fehlt es mir einfach hier an sprachlicher Spitzfindigkeit. Die Kostüme, die Aufmachung und die Drehorte sind fantastische und so ergeben sich immer wieder wundervolle Bilder. Um diesen Film zu schauen, sollte man gewisse Voraussetzungen mitbringen… Vielleicht ist es ratsam, den alten Klassiker nicht vorher zu sehen oder Vergleiche anzustellen, zudem sollte man Musical-Verfilmungen mögen und nicht allzu viel Wert auf gesangliche Meisterleistungen legen. Mir gefällt einfach dieser Stoff und daher habe ich mich trotz der kleinen Negativpunkte noch immer gut unterhalten gefühlt.

Einzelbewertung:
Story: 9/10
Drehbuch/Dramaturgie: 8/10
Casting/Besetzung: 6/10
Hauptdarsteller: 6/10
Nebendarsteller: 6/10
Schauplätze/Ausstattung: 10/10
Sprache/Dialoge: 6/10
Schnitt: 7/10
Musik: 8/10
Kostüm: 10/10
Make-Up: 7/10
Unterhaltungswert: 7/10
Romance: 6/10

Nicht in der Gesamtwertung enthalten:
Filmtitel: 8/10
Synchronisation: 10/10

(7,5 von 10 Sharks)

Text: The Shark, Universal Pictures
Fotos:  © Universal Pictures
Daten/Infos: Universal Pictures, Wikipedia, IMDb
Video: YouTube – Channel: Movie-Shark – Copyright: Universal Pictures

Der Artikel „Cyrano“ enthält Werbung!