
„Bird“ begleitet die 12jährige Bailey durch eine Welt voller Unwägbarkeiten. Eine ehrliche, brutale und mitnehmende Coming-of-Age Geschichte in Doku-ähnlicher Darstellung
Kinostart: 20. Februar 2025
Story:
Bailey lebt mit ihrem Vater Bug (Barry Keoghan) in einem besetzten Haus in Kent, nahe London. Anstatt sich um Bailey zu kümmern, konzentriert sich Bug, wenn er nicht gerade zugekokst die Nächte durchfeiert, lieber auf seine neueste Geschäftsidee: Er will aus dem Sekret einer speziellen südamerikanischen Kröte eine halluzinogene Superdroge entwickeln und teuer verkaufen. Nachdem sie im Streit mal wieder von daheim abgehauen ist, trifft Bailey auf den sonderbaren Bird (Franz Rogowski) der in Purzelbäumen und im Faltenrock wie aus dem Nichts auf sie zukommt. In einer Welt, in der sich niemand um sie kümmert, wird Bird zu Baileys engstem Vertrauten. Aber ist Bird wirklich der, als der er sich ausgibt?
Daten zum Film:
Drama
GB/USA/Frankreich/Deutschland, 2024
mit Nykiya Adams, Franz Rogowski, Barry Keoghan, etc.
Freigabe ab 16 Jahren*
Laufzeit: Ca. 119 Minuten
MFA
OT: „Bird“
* Ab 16 Jahren ist auch meine Einschätzung des Films.
Darsteller und die Rollen:
Nykiya Adams: Bailey
Franz Rogowski: Bird
Barry Keoghan: Bug
Jason Buda: Hunter
James Nelson-Joyce: Skate
Rhys Yates: Beck
Joanne Matthews: Debs
Jasmine Jobson: Peyton
Frankie Box: Kayleigh

Der Film zeigt ein Leben in Familienverhältnissen, wie es sich kaum jemand in einer heilen Welt vorstellen kann. Ein besetztes Haus in einer Hafenstadt in England, ein oftmals zugedröhnter alleinerziehender junger Vater mit neuer Freundin und keine wirkliche Perspektive auf ein besseres Leben. Vater Bug wird von Barry Keoghan gespielt. Er war zuvor u.a. in Filmen wie „The Batman“ – als Joker-Cameo – und z.B. in „Saltburn“ oder „Dunkirk“ zu sehen. In der Rolle des Bug kümmert er sich hauptsächlich um eine zum Scheitern verurteilte Geschäftsidee im Drogenmilieu und die in Kürze Hochzeit mit seiner neuen Partnerin. Bailey und ihr Halbbruder spielen in seinem Leben nur eine sehr untergeordnete Rolle. Ehrlich, laut und auch brutal schafft es Regisseurin und Oscar-Preisträgerin Andrea Arnold hier ein Bild zu zeichnen, was nachhaltig im Kopf bleibt.
Im Mittelpunkt steht Nykiya Adams als 12-jährige Bailey, die versucht aus ihrem Leben auszubrechen und hier u.a. auch im Bezug auf ihre Geschlechtsidentität noch unsicher ist. Sie wird mit der Kamera fast schon dokumentarisch begleitet. Bailey trifft den auf den ersten Blick komisch wirkenden „Bird“, gespielt vom deutschen Schauspieler Franz Rogowski (u.a. „Freaks out“, „Lubo“) und findet in ihm einen Vertrauten und Freund. Doch auch sein Leben ist keinesfalls Komplikationslos. Die Handlung und die Story sind aus dem Leben gegriffen und es finden sich wahre Inhalte aus der Vergangenheit der Regisseurin wieder. Auch sie wuchs in einer Sozialsiedlung auf, ihre Mutter war noch sehr jung und sie musste schon früh Verantwortung für ihre jüngeren Geschwister übernehmen.
Das Filmdrama gehört in das Genre Coming-Of-Age-Movies und ich sehe diesen Film nicht als Unterhaltungsfilm, sondern eher als Gesellschaftskritik und Fingerzeig auf Probleme in einer eben nicht so heilen Welt. Man sollte sich für diesen Film gezielt entscheiden, da er sich aus der allgemein unterhaltenden Komfortzone bewegt. „Bird“ erhielt bislang schon etliche Auszeichnungen, wie z.B. den British Independent Film Award 2024 und Prix de la Citoyenneté bei den Filmfestspielen von Cannes 2024.
Einzelbewertung:
Story/Idee: 6/10
Drehbuch/Umsetzung: 8/10
Darsteller/Casting: 7/10
Hauptdarsteller (Wirkung): 7/10
Nebendarsteller (Wirkung): 6/10
Schauplätze/Ausstattung: 5/10
Sprache/Dialoge: 6/10
Schnitt/Kamera: 7/10
Musik: 6/10
Kostüm: 6/10
Make-Up/Effects: 5/10
Unterhaltungswert: 6/10
Drama-Faktor: 7/10
Gesamtwertung: 6,3 / 10
Nicht in der Gesamtwertung enthalten:
Filmtitel: 7/10 (leider ist der Titel erst schlüssig, wenn man den Film gesehen hat)
Synchronisation: 7/10