In ihrem Regiedebüt erzählt die vietnamesische Regisseurin Ash Mayfair von einer unbekannten Frauenwelt und ihren Ritualen. Gleichzeitig zeigt der Film, der auf Mayfairs eigener Familiengeschichte basiert, die dunkle Seite eines patriarchalischen Systems mit starren Traditionen. Kinostart: 10. Juni 2021
STORY:
Vietnam im 19. Jahrhundert. Als Bezahlung für die Schulden ihres Vaters reist die 14-jährige May in einem Boot den Fluss hinauf, um einen Mann zu heiraten, den sie noch nie getroffen hat. Auf der Seidenplantage ihres weitaus älteren Ehemanns Hung soll May ein neues Leben in dessen Familie beginnen. Sie trifft dort auf seine beiden anderen Ehefrauen, Lao und Xuan, die May umsichtig in die täglichen Rituale und die Familienregeln einführen und ihr mit schwesterlichem, fast zärtlichem Rat zur Seite stehen.
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Daten zum Film:
Drama
Vietnam, 2018
mit Nguyễn Phương Trà My, Trần Nữ Yên Khê, Mai Thu Hường (Maya), etc.
Freigegeben ab 12 Jahren*
Laufzeit: Ca. 94 Minuten
jipp Film & Verleih
OT: „Nguoi Vo Ba (The third wife)“
* Zwar werden gelegentlich sexuelle Handlungen angedeutet, doch achtet man hier peinlichts genau, das keinerlei Geschlechtsteil oder die weibliche Brust zu sehen ist. Eine Freigabe ab 12 Jahren sehe ich hier als gerechtfertigt. Jüngere Zuschauer werden vermutlich auch keinen thematischen Zugang zu dem Film finden, wobei ich mir das auch mit 12-15 Jahren noch recht schwer vorstellen kann.
Die Cast/Darsteller:
Nguyen Phuong Tra My
als
May
Darsteller und ihre Rollen:
Nguyen Phuong Tra My: May
Hong Chuong Nguyen: Ong Ba
Long Le Vu: Hung
Tran Nu Yen-Khe: Ha
Nhu Quynh Nguyen: Ba Lao
u.a.
Nguyen Phoung Tra My spielt die Hauptfigur, das junge Mädchen May im gleichnamigen Film „May, die dritte Frau“. Für die Schauspielerin ist es das Debüt vor der Kamera, als die Produktion 2018 in Vietnam begann. Leider gibt es noch nicht viel über sie zu sagen, aber vielleicht ändert sich das nach der Veröffentlichung dieses Dramas.
Dreharbeiten in Vietnam aus der Sicht von Regisseurin Ash Mayfair:
„May, die dritte Frau“ ist inspiriert von der Geschichte meiner Familie. Es ist eine Coming of Age-Erzählung, eine Geschichte über Liebe und Selbstfindung in einer Zeit, in der Frauen kaum ein Mitspracherecht besaßen. Die weibliche Sexualität, der Übergang von der Kindheit ins Erwachsenenalter und der Kampf des einzelnen Menschen in einer konservativen patriarchalischen Gesellschaft sind Themen, die mich immer fasziniert haben. Ich bin in Vietnam aufgewachsen, in einer Gesellschaft, in der Traditionen, Geschichte und Gemeinschaft höher wertgeschätzt wurden als persönliche Unabhängigkeit. Die Heldin dieser Geschichte begibt sich auf eine Reise, auf der ihre Identität viele verschiedene Rollen annehmen muss: die eines Kindes, einer Frau, einer Ehefrau, einer Geliebten und schließlich einer Mutter.
In Hinblick auf das Thema der Geschichte beschlossen wir eine Crew zusammenzustellen, in der hauptsächlich Frauen die kreativen Filmdepartments leiteten. In Vietnam war es absolut ungewöhnlich, dass wir eine Kamerafrau hatten. Die Crew vor Ort war begeistert von dem hohen künstlerischen Niveau unserer DOP, die sich übrigens während der anstrengenden Dreharbeiten im Frühstadium ihrer Schwangerschaft befand und dennoch das ganze Team mit ihrem hohem Maß an Professionalität und Engagement zutiefst beeindruckte.
Ich wünsche mir, dass „May, die dritte Frau“ die erste von vielen Geschichten über die Menschheit und ihre komplexe Schönheit sein wird, die ich erzählen werde, und dass der Film ein Eigenleben entfalten und andere Künstler ebenfalls dazu inspirieren wird, darunter auch junge Mädchen, die irgendwann in der Zukunft Lust haben werden, ihre eigenen Geschichten beizutragen.
Geschichten dieser Art sind Teil des Lebens, Teil der Menschheit und auch wenn es nicht eine herzzerreißende Romanze oder ein knallharter Thriller ist, so müssen wir auch diesen Produktionen eine Plattform anbieten. Es ist, ohne Zweifel, eine spezielle Art Film, fast schon dokumentarisch und doch auf seine Art gefühlvoll. Dabei ist das grundsätzliche Thema ja streng genommen die Zwangsheirat eines blutjungen Mädchens. Somit also ganz und gar nicht idyllisch oder gar harmonisch. Trotzdem zeigt der Film durch viele Bildmetaphern und Schnitte, warum das Mädchen May dennoch versucht aus all den unfreiwilligen Dingen das Beste zu machen. Sie versucht in ihrer Rolle zu wachsen und sich zu finden.
„May, die dritte Frau“ ist ein sehr ruhiger Film, ein Drama, was man im Prinzip eher in die klassische Form der Tragödie einsortieren könnte. Mehr Kunstwerk als Film, welches sich schon bei der Produktion über herkömmliche Konventionen und Gewohnheiten hinweg setzt. Hauptdarstellerin Nguyen Phuong Tra My liefert ein solides Debüt, auch wenn es an manchen Stellen noch ein wenig unbeholfen wird, was aber durchaus auch ein Stilmittel sein könnte. Die beste Arbeit hat für mich das Department der Cutter gemacht, die immer wieder schöne und zur Handlung passende Naturbilder eingefügt haben und somit das gesehene unterstreichen.
Es gibt für diese speziellen Filme auch eine besondere Zielgruppe abseits des Mainstream-Publikums. Der künstlerische Wert und die inhaltliche Intensität ist klar erkennbar, auch wenn es für meinen Geschmack alles ein wenig zu verschönt dargestellt wird. Die minderjährige Tochter wird aufgrund von Schulden des Vaters „abgegeben“ und muss ganz und gar unfreiwillig einen ausgesuchten, deutlich älteren Mann heiraten. Dieser Grundtenor sollte bei aller Kunst und Kreativität nicht aus den Augen verloren werden.
