Das Viggo Mortensen ein ausgezeichneter Schauspieler ist, das wissen wir schon lange. Mit „Falling“ gibt der US-Schauspieler nun auch sein Regie als Director. Er erzählt eine Hass-Liebe zwischen Vater und Sohn in einem anspruchsvollen Familiendrama. Kinostart: 12. August 2021
STORY:
John (Viggo Mortensen) lebt mit der Wut seines Vaters, seit er denken kann. Auch im Alter macht Willis keinen Hehl daraus, dass er den Lebensstil seines offen homosexuell lebenden Sohnes zutiefst verabscheut. Einst versuchte der nach außen hin so stark wirkende Mann aus dem Mittleren Westen seinen Sohn zu einem echten Mann zu erziehen – doch der weltoffene, tolerante John distanzierte sich als Erwachsener vollständig vom männlichen Rollenbild seines Vaters, das sich durch Aggressivität und Engstirnigkeit auszeichnet. Als Willis mit einer beginnenden Demenz kämpft, nimmt ihn John trotz der schmerzhaften Erinnerungen an die gemeinsame Vergangenheit in sein Haus in Kalifornien auf. Dort lässt Willis den unkontrollierbaren, negativen Gefühlen gegenüber seinem Sohn freien Lauf. Plötzlich hat John die volle Verantwortung für denjenigen Mann, der ihm im Leben am meisten weh getan hat…
Daten zum Film:
Drama
GB/Dänemark/Kanada, 2020
mit Viggo Mortensen, Lance Henriksen, Terry Chen, etc.
Freigegeben ab 12 Jahren*
Laufzeit: Ca. 113 Minuten
Prokino
OT: „Falling“
* Sehr intensives Drama mit teilweise doch sehr kraftvollen Ausdrücken. Ab 12 Jahren ist im Großen und Ganzen vertretbar. Jünger sollten die Zuschauer allerdings dann doch nicht unbedingt sein.
Die Hauptdarsteller:
Viggo Mortensen
als
John Peterson
Lance Henriksen
als
Willis
Sverrir Gudnason
als
Willis (jung)
Hanna Gross
als
Gwen
Darsteller und ihre Rollen:
Viggo Mortensen: John Peterson
Lance Henriksen: Willis (John´s Vater)
Hannah Gross: Gwen (John´s Mutter)
Laura Linney: Sarah
Terry Chen: Eric
Sverrir Gudnason: junger Willis
Ella Jonas Farlinger: Paula, 16 Jahre
Etienne Kellici: junger John, 6 bis 10 Jahre
Carina Battrick: junge Sarah, 5 bis 10 Jahre
William Healy: John, 15 Jahre
Bracken Burns: Jill
Taylor Belle Puterman: Gracie
Gabby Velis: Monica
David Cronenberg: Proktologe
u.v.a.
Viggo Mortensen spielt die Rolle des erwachsenen John, Sohn des Willis. Der 1958 geborene Schauspieler mit amerikanisch/dänischen Wurzeln, beschloss im Alter von 24 Jahren in New York als Actor zu arbeiten. Seit Anfang der 1990er Jahre ging es mit seiner Karriere steil bergauf und er war in bedeutenden Hollywood-Produktionen zu sehen wie 1991 in „The Indian Runner“, 1993 in Brian de Palmas Film „Carlito“s Way“, 1995 neben Gene Hackman und Denzel Washington in „Crimson Tide“ oder in „Portrait of a Lady“ mit Nicole Kidman im Jahr 1996. Durch seine ausgezeichneten Sprachkenntnisse spielte Viggo Mortensen auch in ausländischen Produktionen, so zum Beispiel in dem spanischen Film „Gimlet“ aus dem Jahr 1995 und in Ray Loriga“s „My Brothers Gun“. Seine künstlerische Ader reichte schon damals über die Schauspielerein hinaus. Als Maler und als Schriftsteller machte er von sich reden, als er einen Gedichtband mit dem Titel „Ten Last Night“ veröffentlichte. Darüber hinaus erschien 2002 „Coincidence of Memory“, ein Bildband mit Mortensens Fotografien und Gedichten, und 2008 sein Bildband „The Horse is Good“. Weitere Filmerfolge waren bis dato u.a. „Die Akte Jane“ (1997), „Ein perfekter Mord“ (1998) und natürlich die ganz große Rolle des Aragorn in Peter Jacksons „Der Herr der Ringe“ nach J.R.R. Tolkien. Von den Filmfans und Kritikern wurde außerdem „A History of Violence“ (2005) gefeiert und für den Film „Green Book – Eine besondere Freundschaft“ (2019) wurde er gleich zum zweiten Mal, nach „Captain Fantastic“ (2017 ) für den Oscar als bester Hauptdarsteller nominiert. „Falling“ ist nun sein Regiedebüt.
Lance Henriksen spielt die ältere Version des Vaters Willis. Er wurde 1940 in New York City geboren. Er absolvierte seine Ausbildung am New Yorker Actor’s Studio und debütierte an einem Off-Broadway-Theater in dem Stück „Three Plays of the Sea“ von Eugene O’Neill. Mit seinem Auftritt in „Hundstage“ (1975) an der Seite Al Pacino wurde er international bekannt. 1986 verkörperte er im Film „Aliens – Die Rückkehr“ von James Cameron einen Androiden, welchen er auch in „Alien 3“ im Jahr 1992 unter der Regie von David Finger spielte. Im Film „Jennifer 8“ (1992) von Regisseur Bruce Robinson spielte Henriksen an der Seite von Andy García und Uma Thurman und in „Schneller als der Tod“ (1995) von Sam Raimi neben Sharon Stone, Gene Hackman und Russell Crowe. Der Schauspieler war in den Jahren 1996 bis 1999 in der Fernsehserie „Millennium“ zu sehen, wo er den ehemaligen FBI-Agenten Frank Black verkörperte. Für diese Rolle wurde Henriksen in den Jahren 1997, 1998 und 1999 für den Golden Globe Award und in den Jahren 1997 und 1999 für den Saturn Award nominiert. Im Jahr 2005 trat er in einer Folge der von Steven Spielberg produzierten Fernsehserie „Into the West – In den Westen“ auf. 2008 war er gemeinsam mit Viggo Mortensen in Ed Harris‘ Western „Appaloosa“ zu erleben. Vor allem durch seine zahlreichen Auftritte im Bereich des fantastischen Films erreichte er eine große Fangemeinde. Sein Schaffen umfasst mehr als 150 Film- und Fernsehproduktionen. Im Jahr 2009 wurde Henriksen bei den Saturn Awards mit dem Life Career Award ausgezeichnet. Gerade hat er den Science Fiction Film „The Unhealer“ in der Regie von Martin Guigui abgedreht und war in den vergangenen Jahren in den US-Serien „Into the Badlands“ (AMC), „Criminal Minds“ (CBS) und „Grey’s Anatomy“ (ABC) zu sehen. Mit seiner Rolle als Willis in FALLING hat Viggo Mortensen dem Charakterdarsteller eine Paraderolle auf den Leib geschrieben.
Der Schauspieler Viggo Mortensen gehört für mich ohne Zweifel zu den Top-Stars des Business. Er hat in vielen verschiedenen Rollen immer wieder seine Vielseitigkeit und sein Können unter Beweis stellen können. Doch kann er auch Regisseur und vor allem gleichzeitig Hauptdarsteller sein? Eine durchaus schwierige Aufgabe, die nicht jedem seine Hollywood-Kollegen bislang geglückt ist. Das Thema ist typisch für ein Familiendrama und doch wird bereits nach den ersten paar Minuten des Film deutlich, dass hier nicht alles so gewöhnlich ist, wie bei vielen anderen ähnlich angelegten Dramen.
Mortensen weiß selbstverständlich zu Glänzen und hat die Rolle des älter gewordenen, homosexuellen John glaubhaft dargeboten. Doch der Mann an seiner Seite – Lance Henriksen – konnte ihn noch einmal übertreffen. Die Schauspielleistung nahezu aller Protagonisten ist herausragend und heben den Film auf eine hohe Stufe des Anspruchs. Keine Frage, dass hier nicht die Unterhaltung oder gar Popcorn-Kino im Fokus des Erschaffens lag, sondern die Wertigkeit in Intensität der Erzählung für „Falling“ steht. Die Hass-Liebe des eigentlich verstoßenen Sohnes ist das zentrale Thema und immer wieder zeigen Rückblicke die vergangene Jugend der Protagonisten. Hier haben sich die Caster entschieden, den eher bislang in der Filmwelt recht unscheinbaren Sverrir Gudnason einzusetzen, was sich ebenfalls als ausgezeichnete Wahl herausstellt.
„Falling“ ist aus meiner Sicht ein mehr als gelungenes Filmdebüt von Mortensen und zeigt einmal mehr, dass auch ein durchaus altbekanntes Thema noch einmal mit neuer Facette erscheinen darf. Neben dem Hauptthema gibt es noch zusätzliche Nebenhandlungen, die sich immer wieder zum Gesamtkontext zusammenfinden. Nichts für Fans des allgemeinen Unterhaltungskinos, sondern eher etwas für den anspruchsvollen Drama-Fan.