Kopfplatzen

Deutsches Drama mit Max Riemelt in der Hauptrolle. Es geht um einen Pädophilen, der kämpft um seine Neigungen zurückzuhalten. Der Film von Savaş Ceviz ist ab 20. August 2020 im Kino zu sehen.

STORY:

Markus ist 29, Single und als Architekt beruflich angekommen. Niemand in seiner Familie und seinem Arbeitsumfeld weiß, dass er pädosexuell ist. Körper von kleinen Jungs erregen ihn. Er hasst sich dafür und kämpft jeden Tag gegen sein Verlangen an. Als die alleinerziehende Mutter Jessica mit ihrem achtjährigen Sohn Arthur in die Nachbarswohnung einzieht, verliebt sie sich in den hilfsbereiten Markus. Der kleine Arthur mag es, wenn Markus auf ihn aufpasst, und sieht in ihm eine Vaterfigur. Doch Markus ahnt, dass er sein Verlangen auf Dauer nicht unter Kontrolle haben wird. Er kämpft darum, den lauter werdenden Rufen in seinem Kopf zu widerstehen.

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In seinem Spielfilmdebüt „Kopfplatzen“ widmet sich der Regisseur und Drehbuchautor Savaş Ceviz dem schwierigen Thema Pädosexualität und nimmt dabei bewusst die Perspektive eines potenziellen Täters ein, um dessen Innenleben zu ergründen und die Frage zu stellen, wie unsere Gesellschaft reflektiert mit der Problematik umgehen kann. Für sein aufwühlendes Drama konnte Ceviz den vielfach ausgezeichneten deutschen Schauspiel-Star Max Riemelt („Freier Fall“, „Sense8“) gewinnen, der die intensive Rolle des Markus eindrücklich verkörpert, ohne dessen mögliche Täterschaft zu verharmlosen.

Daten zum Film:

Deutsches Drama von Savaş Ceviz
mit Max Riemelt, Oskar Netzel, Isabell Gerschke, Luise Heyer, etc.
Laufzeit: Ca. 99 Minuten
Deutschland, 2019
Freigegeben ab 16 Jahren
Verleih: Salzgeber
(OT: Kopfplatzen)

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Sharks Filmreview

Wieder einer dieser deutschen Filme, die mich überrascht haben. Das Thema ist schwierig und umso mehr Respekt habe ich vor dem Filmemacher Savaş Ceviz. Hier kann man ganz schnell daneben liegen, verherrlichend oder geschmacklos werden. Beide ist bei „Kopfplatzen“ nicht der Fall. Die Neigung der Pädosexualität wird zunächst mit sehr viel Vorsicht angegangen und man führt den Zuschauer sehr langsam zum eigentlichen Thema. Ohne Zweifel gibt es Szenen, die mich zum tiefen durchatmen gebracht haben, denn vor allem ist klar erkennbar, dass nahezu in jeder näheren Umgebung auch eine Person mit solcher Neigung stecken kann. Wie auch im Film, kann man es nicht erahnen oder „merken“. Allein die Vorstellung lässt es mir eiskalt den Rücken herunter laufen.

Trotz der kriminellen Neigung wird Protagonist Markus, übrigens sehr gut von Max Riemelt schauspielerisch umgesetzt, nicht an den Pranger gestellt und zur Hassfigur aufgebaut, sondern es ist immer die Hoffnung, er bekommt sein Problem irgendwie in den Griff! Er kämpft und das rechnet man ihm als Zuschauer sehr hoch an. Die Tatsache der möglicherweise bevorstehenden illegalen Handlungen will der Regisseur in keiner Sekunde verharmlosen und so wirkt es auch nicht.

Ich habe den Film sehr aufmerksam und vielen Gefühlswechseln geschaut. Es hat auch im Nachhinein noch eine ganze Weile gedauert, bis ich die Inhalte verarbeitet habe. Der Film ist nicht für jeden geeignet und man sollte sich bewusst darüber sein, das dieses Thema kein Kaffeeklatsch bei Tante Lieschen ist.

In einem Satz:

Hochintensive Darstellung eines schwierigen Themas aus der Sicht des pädosexuellen Protagonisten, welche auch nach dem Anschauen noch seine Nachwirkungen zeigt.

Die Cast/Darsteller:

Max Riemelt: Markus
Isabell Gerschke: Jessica
Oskar Netzel: Arthur
Gabriele Krestan: Christa
Ercan Durmaz: Dr. Jawad
Aris Diamanti: Mehmet
Odine Johne: Svenja
Luise Heyer: Markus´ Schwester
u.v.a.

Max Riemelt, geboren in Ost-Berlin, arbeitet seit 1997 als Schauspieler. Seinen Durchbruch feierte er mit der Hauptrolle in der Serie „Zwei Allein“ (1998).  Die Coming-of-Age-Komödie „Mädchen, Mädchen“ (2001) markiert den Beginn der erfolgreichen Zusammenarbeit mit  Regisseur Dennis Gansel, dem u.a. die Spielfilme „Die Welle“ (2008), „Wir sind die Nacht“ (2010) und „Die vierte Macht“ (2012) folgten. Neben weiteren Kinohauptrollen („13 Semester“, „Heiter bis wolkig“, „Der deutsche Freund“) war Riemelt in diversen TV-Episodenhauptrollen zu sehen. 2013 feierte er an der Seite von Hanno Koffler – mit dem er bereits in „Hallesche Kometen“ von Susanne Irina Zacharias (2005) und dem TV-Drama „Auslandseinsatz“ von Till Endemann (2012) gespielt hatte – einen großen Erfolg in dem schwulen Liebesdrama „Freier Fall“.  Aktuell steht Max Riemelt für den Kinderkinofilm „Die Pfefferkörner und der Schatz der Tiefsee“ vor der Kamera und ist demnächst in einer von „Freier Fall“-Regisseur Stephan Lacant inszenierten „Tatort“-Folge („Die Zeit ist gekommen“, 2019) zu sehen.

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Isabel Gerschke verkörpert Jessica, die neue Freundin von Markus, mit ihrem Sohn Arthur. 1996 wurde sie durch die Verfilmung „Crash Kids“ an der Seite von Fabian Harloff bekannt. Es folgten Serienauftritte und Fernsehfilme für die gebürtige Potsdamerin. Von 2010 bis 2013 verkörperte sie die Polizeikommissarin Nina Lindner in der Serie „Polizeiruf 110“ und 2012 bis 2016 ebenfalls eine Kommissarin (Kristina Katzer) in „Heiter bis tödlich: Akte Ex“.

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4 Fragen an Max Riemelt:

Wie kamst Du zu dem Projekt und was hat Dich daran gereizt?
Über die langjährige Freundschaft mit Savaş habe ich schon früh von der Idee zu dem Projekt erfahren und kenne den langwierigen Entstehungsprozess. Damit habe ich mich über einen größeren Zeitraum immer wieder mit dem Thema und dem Skript in den verschiedenen Entwicklungsphasen auseinandergesetzt, bis ich letztendlich die Rolle übernommen habe. Das war keine schnelle oder einfache Entscheidung. Es ging für mich bei dem Projekt darum, eine Person zu spielen, die durch ihre Veranlagung total isoliert ist und der es auch durch die gesellschaftliche Tabuisierung des Themas  und die damit verbundene Ausgrenzung schwerfällt, sich zu öffnen, Hilfe zu suchen und zu erhalten. Die Schwierigkeit bestand dabei vor allem darin, die Figur so zu gestalten, dass sie nicht von vornherein unsympathisch wirkt, und dadurch eine Brücke zu bauen, die es dem Zuschauer erlaubt, sich mit den Fakten auseinanderzusetzen, ohne direkt zu urteilen. Dabei ging es nicht um eine Solidarisierung mit Betroffenen, die eine solche Veranlagung haben, sondern um einen Einblick in eine bestimmte Realität, ohne vorgefertigte Antworten oder Lösungen vorzugeben.

Hattest Du Bedenken, eine pädosexuelle Figur zu spielen?
Manche Menschen ziehen keine Grenzen zwischen den Figuren und den Darstellern, die sie spielen. Dadurch besteht immer die Gefahr, mit der Person, die man verkörpert, undifferenziert verbunden zu werden. Die schauspielerische Herausforderung war, das Innenleben einer zwischen ihrer  Neigung und ihrer moralischen Verantwortung zerrissenen Figur darzustellen. Fragen wie „Ist es besser, einen Mörder, einen Nazi oder einen Pädosexuellen zu spielen?“ stellen sich für mich als Schauspieler dabei nicht, da ich immer wertfrei in eine Figur eintauchen können muss. Die moralische Einordnung bzw. Bewertung muss sich für den Einzelnen aus dem Kontext der Geschichte ergeben und nicht aus meinem Spiel.

Was war Dir bei der Darstellung der Figur besonders wichtig?
Mir war es wichtig, der Verantwortung, die mit diesem Thema verbunden ist, gerecht zu werden, indem ich mich ernsthaft mit den daraus ergebenden Fragen auseinandergesetzt habe. Ich wollte den Zuschauern durch ein eher zurückgenommenes Spiel Raum für eigene Fragen und Gedanken lassen, um daraus eine individuelle Haltung zum Thema zu entwickeln.

Gab es am Set viele Gespräche zwischen Dir, Regisseur Savaş  Ceviz und dem jungen Arthur-Darsteller Oskar Netzel?
Da ich mit Savaş schon im Vorfeld viele Gespräche geführt habe, ging es während der Dreharbeiten um eine konzentrierte Arbeit, um den Film in der vorgegebenen Zeit umsetzen zu können. Oskar habe ich bereits im Casting kennengelernt. Dabei war schnell klar, dass er neben seiner schauspielerischen Begabung auch das Verständnis mitbrachte, um diese Rolle zu übernehmen. Seine Eltern haben ihn gut auf das Thema vorbereitet, begleitet und beschützt. Auch das war ein wichtiger Aspekt für mich: zu sehen, dass es hier nicht um die  Verwirklichung eigener Träume der Eltern, sondern um die  behutsame Unterstützung der Spielfreude von Oskar geht.

Fazit:
Ich bewundere einfach den Mut dieses Thema in einer solchen Form auf die Leinwand zu bringen und bin selbst Stunden später noch mit den Inhalten gedanklich beschäftigt. Es hat eine Zeit gebraucht, bis ich mich wieder zu 100% mit anderen Dingen beschäftigen konnte. Sehr intensiv… sehr guter deutscher Film!

Text: The Shark, Edition Salzgeber
Fotos: Edition Salzgeber
Daten/Infos zum Film: Edition Salzgeber, Webrecherche, Wikipedia
Video: YouTube – Channel: Edition Salzgeber

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