„Der letzte Mieter“ ist ein Film von Gregor Erler und ist ab 13. August in den deutschen Kinos zu sehen. Der beklemmende Berlin-Thriller zum Thema Gentrifizierung wurde bereits 2018 produziert und feierte bereits auf einigen Filmfestivals Erfolge.
STORY:
Das letzte unsanierte Haus in einer schicken Wohngegend wird geräumt. Die meisten verbliebenen Mieter fügen sich ihrem Schicksal, doch Dietmar weigert sich. Als ein Streit zwischen Dietmar, dessen erwachsenem Sohn Tobias und dem anwesenden Investor außer Kontrolle gerät, steht plötzlich die junge Polizistin Shirin in der Tür – und ein Toter liegt in der Wohnung, der nicht so leicht zu erklären ist. Eine nervenaufreibende Geiselnahme beginnt…
Daten zum Film:
Deutscher Thriller von Gregor Erler
mit Moritz Heidelbach, Matthias Ziesing, Pegah Ferydoni, etc.
Laufzeit: Ca. 97 Minuten
Deutschland, 2018
Freigegeben ab 16 Jahren
Verleih: Dual Film
(OT: Der letzte Mieter)
Wie ich bereits in früheren Reviews immer wieder betont habe, liebe ich es von Filmen überrascht zu werden. Ich gebe zu, dass ich bei der Geschichte und beim Titel irgendwie mit dem Vorurteil eines mittelmäßigen Films zu kämpfen hatte. Der Beginn war in der Tat auch eher wie erwartet und unspektakulär. Doch der Moment an dem der Vater zu Tode kommt wendet das Blatt kolossal! Von Minute zu Minute wird der Film spannender und auch wenn man glaubt, der Drops ist gelutscht, folgt eine unvorhersehbare Wendung.
Die Schauspielerin Pegah Feryfoni war mir bereits von anderen Produktionen ein Begriff und ist dort stets positiv aufgefallen. So auch in diesem Film, in dem sie gemeinsam mit den beiden anderen Protagonisten Wolfgang Packhäuser und Moritz Heidelbach nahezu 80 Prozent der 97 Minuten bestritt. Fast schon minimaler Aufwand mit einer durchaus hohen Wirkung.
Am Ende des Films gibt es dann noch einen Showdown, der zwar in Sachen Special Effekts auf fehlendes Budget deutet, aber dennoch den guten Willen zeigt und schließlich dem ganzen ein würdiges Finale bereitet. Die allerletzte Szene mag zwar dramatisch wertvoll sein, wäre aber aus meiner Sicht nicht mehr notwendig gewesen.
Die Cast/Darsteller:
Matthias Ziesing: Tobias Heine (Sohn)
Pegah Ferydoni: Shirin Kämper (Polizistin)
Moritz Heidelbach: Mark Franke (Investor)
Wolfgang Packhäuser: Dietmar Heine (Vater)
Thilo Prothmann: Thorsten Öhlmann
Tom Keune: Volker Hebestreit
Mignon Remé: Sabine Görgens (Investorin)
Marie Anne Fliegel: Frau Fuchs
Henrike Hahn: Marie
Sebastian Achilles: Robert (SEK)
u.a.
Matthias Ziesingabsolvierte seine Schauspielausbildung an der weltweit renommierten Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ in Berlin. Nach seinem erfolgreichen Abschluss 2005 war er unter anderem in der Hauptrolle der aufwendig produzierten historischen Drama-Serie „Unter den Linden“ zu sehen. Nach zahlreichen Episodenhauptrollen für „Tatort“, „SOKO Leipzig“ und „Die Chefin“ folgten internationale Kino- und TV-Produktionen wie „Operation Valkyrie“, „Hansel and Gretel: Witch Hunters“ und „Counterpart“, sowie Engagements am „Deutschen Theater“ Berlin. Mit dem Film „Der Letzte Mieter“ wagt Matthias Ziesing etwas Neues: Neben der Verkörperung der Hauptrolle ist er zusammen mit dem Regisseur erstmals auch als Produzent tätig.
Die in Teheran geborene Schauspielerin Pegah Ferydoni begann ihre künstlerische Laufbahn auf der Bühne des Maxim Gorki Theaters Berlin und als Moderatorin des „ZDF Kulturpalast Magazins“. Dem deutschen Publikum ist sie vor allem durch ihre Hauptrolle Yagmur in der preisgekrönten ARDSerie „Türkisch für Anfänger“ bekannt. Neben weiteren Auftritten in deutschen Film- und Fernsehproduktion wie „SOKO Köln“ spielte sie 2009 unter der Regie von Shirin Neshat im internationalen Drama „Woman Without Man“.
Bereits während seiner Ausbildung an der Kölner Schauspielschule „Der Keller“ spielte Moritz Heidelbach mehrere Theaterrollen. Während seiner Zeit am Theater wirkte er unter anderem an der mit dem Kölner Theaterpreis 2013 ausgezeichneten Produktion „Waisen“ mit. Dazu kamen zahlreiche Auftritte in nationalen sowie internationalen Film-, Fernseh und Kinoproduktionen, wie „Suite Francais – Melodie der Liebe“ und diversen Episoden des „Tatort“. 2016 gewann er den „Puck“ als bester Nachwuchsschauspieler.
Wolfgang Packhäuser war zunächst Mitglied am Theater in Dortmund und später in Wiesbaden. Seit 1999 sieht man ihn recht häufig in verschiedenen Tatort-Folgen. Packhäuser wirkte in namenhaften Produktionen, u.a. „Die Päpstin“ und „Extreme Ops“ als Nebendarsteller mit. In „Der letzte Mieter“ spielt er den Vater, also streng genommen die Titelfigur, denn es ist seine Wohnung die der Sanierung zum Opfer fallen soll. 🙂
Noch mehr Wissenswertes über den Film "Der letzte Mieter":
Gentrifizierung nennt man die Verschönerung eines städtischen Wohngebiet durch Sanierungen. In diesem Fall muss der alte Wohnraum komplett neu gemacht werden, um dann am Ende wohlhabendere Mieter anzulocken.
Director´s Note:
Es war im August 1989 und ich war unglaublich stolz. Mein Vater öffnete die Badtür und zeigte mir sein Werk: Ein neu gefliestes Bad, neue Armaturen und – am aller wichtigsten – eine komplett in den Boden eingelassene Eckbadewanne. So etwas hatte ich und auch meine Freunde bis dahin nicht gesehen. Erst recht nicht im Osten zu dieser Zeit. Meinen Eltern hatten nie viel Geld, aber mein Vater war Klempner und die Badewanne war pern Annonce gegen diverse „blaue Fliesen“ (Code für „West-Mark“) eingetauscht worden.
Wenige Monate später fiel die Mauer und wir mussten wegen Rückübertragungsansprüchen – zu Recht – das Haus mit dem wunderschönen Bad verlassen. Für mich als 7-Jähriger ein Stich ins Herz. Bereits einen Monat nach unserem Auszug war das nagelneue Bad herausgerissen, mittlerweile ist das Haus eine unbezahlbare Villa in Bestlage. Heute sind es natürlich ganz andere Gründe, aber fühlt es sich für einen altberliner Mieter nicht genauso an, wenn er nach 40 Jahren plötzlich aus seiner Wohnung muss?
Wir wollten dem sperrigen Thema „Gentrifizierung“ emotionale Figuren geben. Kein erhobener Zeigefinger, kein BefindlichkeitsDrama. Auch wenn der Film tagsüber in einer deutschen Großstadt spielt, orientieren sich Kamera und Licht am skandinavischen Thriller. Wenige, aber ausgewählte Settings. Ein übersichtlicher, aber hochtalentierter Cast. Eine visuell fesselnde Bildsprache, immer dicht an den Menschen, dicht an der Action.
Ich bin davon überzeugt, dass wir mit unseren geringen Mitteln und autark finanziert einen großartigen, emotionalen und sehr relevanten Film gedreht haben. Nahezu täglich lese ich Zeitungsartikel, sehe Nachrichtenausschnitte und lese Blogs, die genau die Schicksale beschreiben, die wir im Film sehen. Nach meinem Studium an der Filmakademie Baden-Württemberg bin ich wieder zurück in meine Heimatstadt Berlin, wohne im Prenzlauer Berg und gehöre damit indirekt selbst zu den Gentrifizierern. Dennoch oder gerade deswegen habe ich dieses Buch verfilmt mit dem Gefühl, das ich als Kind hatte, und um all den betroffenen Menschen einen Film zu geben.
Gregor Erler
im September 2018
Fazit:
Mal abgesehen von dem Film als Film, finde ich das Thema sehr spannend und es ist ja auch noch sehr realitätsnah. Wenn man sich mal in die Situation des Vaters versetzt und eigentlich genau weiß, dass man gegen das Geld der Investoren keine Chance hat, sieht man diese Produktion mit einem weiteren Blickwinkel. Starke Leistung von Gregor Erler und mein großes Kompliment an die Menschen, die es am Ende umgesetzt haben.
Text: The Shark, Dual Filmverleih
Fotos: Dual Filmverleih
Daten/Infos zum Film: Dual Filmverleih
Video: YouTube – Channel: MovieShark – Copyright: Dual Filmverleih
Der Artikel „Der letzte Mieter“ enthält Werbung!