Durch den Mystery-Horrorfilm „The Child Remains“ (Homevideostart: 25.09.2020) und dem Zusatz: „Beruht wahren Begebenheiten“, bin ich sehr neugierig gestoßen und habe mir die Hintergründe näher angesehen. Gab es dieses illegale Adoptivheim wirklich? Was steckt hinter der Story? Kurze Warnung vorab… Dieser Artikel ist nichts für schwache Nerven!
Das Adoptivheim in Nova Scotia
Der wohl wichtigste Teil der Story aus „The Child Remains“ ist das illegale Adoptivheim und bei meiner intensiven Recherche, bin ich tatsächlich auf diese kanadische Einrichtung gestoßen. Im Gebiet Nova Scotia an der ostkanadischen Atlantikküste, genauer gesagt in East Chester, gab es in den 1930 Jahren das „Ideal Maternity Home“, ein Geburtshaus für unverheiratete Mütter.
Die wahre Geschichte:
Das Heim wurde von 1928 bis 1945/1946 von dem Ehepaar William Peach Young und seiner Frau Lila Gladys Young geleitet. Zunächst Das im Februar des Jahres 1928 eröffnete Haus hieß ursprünglich „The Life and Health Sanitarium“. William war ein ordinierter Minister of the Seventh-day Adventist Church und Chiropraktiker und eine Frau eine Hebamme, die gleichzeitig behauptete, sie sei Geburtshelferin. Sie boten einheimischen, unverheirateten Frauen eine Mutterschaftsbetreuung, als auch eine diskrete Geburt an. Zu dieser Zeit galt es als schwere Sünde, wenn man ein uneheliches Kind erwartete und so blieb vielen Betroffenen oft nur noch dieser eine Ausweg. Das machte sie das Ehepaar Young zunutze und meinen Recherchen zufolge, kostete eine Abtreibung zu jener Zeit eine exorbitante Summe von bis zu 500 Dollar.
Der eigentliche Sinn dieses „Sanatoriums“ war aber den Frauen nicht bewusst, denn es handelte sich im ein illegales Adoptivheim, bei dem andere kinderlose, reiche Familien auf einfachem Weg und gegen entsprechend hohe Bezahlung von bis zu 10.000 Dollar zu ihrem Kindesglück kommen sollten. Nicht jedes der geborenen Kinder galt als vermittelbar im Sinne der Betreiber und so wurden kranke, eventuell deformierte oder auch farbige Kinder rigoros aussortiert. Die Überlieferung spricht hier von 300 bis 600 Kinder, die einen grausamen Tod erleiden mussten, indem ihnen das Essen verweigert wurde oder keine medizinische Hilfe geboten wurde. Die Leichen wurden dann in hölzernen Lebensmittelkisten, sogenannten Butterboxen, entweder in den Ofen geworfen oder im Wald hinter dem Haus eingegraben.
Auch wenn einige Stellen versucht haben, die Machenschaften der Youngs zu unterbinden, so hatten sie doch sehr einflussreiche Befürworter aus der umliegenden Bevölkerung. Meist waren es reiche Familien oder Politiker, aufgrund derer das Heim nicht geschlossen wurde. Ein Zeitungsartikel machte letztlich auf die Machenschaften aufmerksam und die Eheleute klagten auf Verleumdung. Auf öffentlichen Druck eines liberalen Poltikers, musste zum ersten Mal eine Krankenschwester eingestellt werden. 1936 wurden die Youngs dann wegen Todschlags verurteilt und es stellte sich nach uns nach heraus, dass hier seit 17 Jahren ohne Lizenz und illegal gehandelt wurde. Erst 1945/1946 wurde das Heim dann final geschlossen. William verstarb einige Jahre an Krebs und Lila folgte im Alter von 70 Jahren durch Leukemie. Wie viele Kindern den beiden Monstern tatsächlich zum Opfer fielen konnte nie eindeutig nachgewiesen werden.
Was danach geschah:
Es gab zahlreiche Überlebende dieser äußerst erschreckenden Geschichte. Sie treffen sie regelmäßig um den Verstorbenen zu Gedenken und unterstützen sich, ihre wahren Familien zu finden. In East Chester findet man eine Gedenktafel.
Das Heim war Gegenstand mehrerer Bücher, Theaterstücke und zwei Filme. Der Titel von Bette Cahills Buch „Butterbox Babies“ bezieht sich auf die „Butterboxen“, hölzerne Lebensmittelkisten einer örtlichen Molkerei, die als Särge für die im Ideal Maternity Home getöteten Babys verwendet werden.
Insgesamt gab es nunmehr zwei Verfilmungen der Thematik:
- „Butterbox Babies“ (1994)
- „The Child Remains“ (2018)
Story:
Rae und Liam erwarten ihr erstes Kind, sind aber unsicher, ob sie tatsächlich schon bereit sind, Eltern zu werden. Um etwas Abstand zu gewinnen und ein ruhiges Wochenende in Zweisamkeit zu genießen, mieten sie sich in einem abgeschiedenen Gasthaus ein. Die Besitzerin Monica erzählt ihnen von der dunklen Vergangenheit des Hauses, denn in dem ehemaligen Geburtshaus wurden früher ungewollte Babys und ihre Mütter umgebracht…
Fazit:
Mit dem Hintergrund dieser Story, sehe ich den Film ganz anders und bin ehrlich gesagt noch immer schockiert von den tatsächlichen Ereignissen. Wie kann es so etwas geben und wie kann so etwas über so viele Jahre durchgezogen werden. Der Film „The Child Remains“ bringt sicherlich nicht alle Details in die Story und ist auch natürlich entsprechend storytechnisch aufgearbeitet, doch bietet er einen enorm erschreckenden Ansatz, der mich zu weiteren Recherchen gebracht hat.