Der Fernsehfilm der Woche im ZDF ist „Das Unwort“. Die Drama-Komödie von Autor und Regisseur Leo Khasin beschäftigt sich mit dem Thema Juden und Palästinenser an einer Berliner Schule. In den Hauptrollen u.a. Samuel Benito und Iris Berben. Zu sehen am 09.11.2020 um 20:15 Uhr oder in der ZDF-Mediathek.
STORY:
Dem fünfzehnjährigen Max Berlinger droht der Schulverweis. Er hat seinem Mitschüler Karim das Ohrläppchen abgebissen und einem anderen, Reza, die Nase gebrochen. Die Klassenlehrerin, der Direktor, die Eltern sowie die Vertreterin der Schulaufsichtsbehörde treffen sich in der Schule zum Krisengespräch. Und weil der Vertrauenslehrer angeblich keine Zeit hat, ist auch der Hausmeister dabei. Dann stellt sich heraus, was hinter dem Vorfall steckt: Nachdem Max im Unterricht von seinem jüdischen Glauben erzählt hatte, wurde er von Karim, Reza und anderen Mitschülern über lange Zeit immer wieder verbal und physisch attackiert.
Die Klassenlehrerin und der Schuldirektor haben den Konflikt übersehen wollen, haben halbherzig gehandelt und spielen ihn in der Konferenz zunächst herunter. Doch jetzt hat Max sich gewehrt. Wer trägt für das, was geschehen ist, die Verantwortung? Und welche Konsequenzen soll es geben? Der Versuch der Erwachsenen, den Konflikt zu lösen, gerät zu einem sich steigernden verbalen Schlagabtausch zwischen Eltern und Eltern, zwischen Eltern und Schulvertretern, zwischen Juden und Muslimen. Nur scheinbar weltoffen und fortschrittlich ist die Schulkultur zwischen starren Regeln und dem gesunden Menschenverstand.
Ein harter Abend für die Beteiligten, unterbrochen von Bildern der Kämpfe in der Schulklasse. Alle denkbaren Stereotype kommen auf den Tisch. Doch den Zuschauern bietet dieses Gerangel, das sie in vielleicht ähnlicher Weise aus anderen Zusammenhängen kennen, auch viel Humor. Und zum Schluss leuchtet eine zarte Flamme der Hoffnung.
Daten zum Film:
Komödie/Drama – Fernsehfilm
mit Iris Berben, Devid Striesow, Anna Brüggemann, etc.
Laufzeit: Ca. 85 Minuten
Deutschland
Meine Empfehlung: Ab 6 Jahren
Zu sehen im ZDF
(OT: Das Unwort)
Die Cast/Darsteller:
Iris Berben: Dr. Gisela Nüssen-Winkelmann
Ursina Lardi: Valerie Berlinger
Thomas Sarbacher: Simon Berlinger
Anna Brüggemann: Annika Ritter
Devid Striesow: Schuldirektor Stege
Neda Rahmanian: Majan Marschner Merizade
Florian Martens: Hausmeister Eichmann
Samuel Benito: Max Berlinger
Oskar Redfern: Karim Ansari
Victor Kadam: Reza Marschner
Neil Malik Abdullah: Latif Ansari
Noah Adler: Karl Lange
u.a.
Warum der Film einen so wichtigen Hintergrund hat!
Der Antisemitismus in Deutschland erstarkt, trotz des Holocaust und aller Anstrengungen von Staat und Gesellschaft, ihm entgegen zu wirken. Judenfeindliche Stereotype werden heute in Teilen der Gesellschaft freimütig geäußert. Es gibt sie in vielen Milieus und in unterschiedlicher Ausprägung. Sie verbergen sich hinter falscher Kritik an Israel oder sind aktuell etwa bei der Denunziation von angeblichen Drahtziehern der Coronapolitik gemeint.
Besonders beunruhigend sind judenfeindliche Haltungen von jungen Deutschen, der Generation der Zukunft, darunter auch von solchen mit muslimischer Herkunft. Nicht nur in Berlin sind einige Fälle aktuell in die Öffentlichkeit gelangt. „Das Unwort“ ist von diesen Fällen inspiriert.
Der Film bindet die Erwachsenen mit den Jugendlichen zusammen. Er lässt damit offen, inwieweit die Schülerinnen und Schüler beeinflusst sind oder sich ein eigenes Urteil gebildet haben. Ein jüdischer Junge an einem Berliner Gymnasium wurde gemobbt und hat sich gewehrt. Der Kampf ging über einen gewöhnlichen Streit unter Heranwachsenden weit hinaus. Und so steht im Mittelpunkt des Films eine Schulkonferenz. Viele Zuschauerinnen und Zuschauer werden dieses Zusammenkommen aus eigener Erfahrung kennen. Standpunkte prallen aufeinander. Aus der gemeinsamen Absicht, ein Problem zu lösen, wird eine Verhärtung, aus Frieden Krieg – und für das Publikum aus Ernst subtiler Humor. Schon die Absurdität des Streites über einen Konflikt, der zunächst einfach verleugnet wird, sorgt für viel Komik.
Der Film erzählt von einem Moment der jüdischen Gegenwart in unserem Land. Er verdeutlicht Antisemitismus und den Umgang damit in aller Schärfe, ist dabei aber überhaupt nicht spröde, sondern sehr unterhaltsam. Und er zeigt einen Weg der Versöhnung: Man muss nichts Gutes voneinander halten, aber sich zumindest so weit respektieren, dass ein Zusammenleben möglich ist.
Für diesen Film sollte man sich ein wenig Zeit nehmen! Vor allem danach, denn es geht um ein sehr wichtiges Thema über das ein Nachdenken und vielleicht sogar ein Diskutieren im Familienkreis durchaus angebracht sein kann. Zwar bringt der Film die Auseinandersetzungen zwischen der jüdischen Familie und den Zuwanderern aus Palästina im ersten Moment sehr lustig rüber, doch steckt natürlich sehr viel mehr in der Story. Der Schuldirektor ist mal wieder das beste Beispiel dafür, wie gut man die Augen einfach vor den heutigen Problemen verschließen kann. Anstatt eine Lösung zu suchen, wird lieber erstmal bei wesentlichen Dingen der Mund gehalten. Die zweite tragische Gestalt ist die Lehrerin, die offensichtlich überhaupt nicht mehr Herr der Lage ist und bei gewalttätigen Auseinandersetzungen lieber wegschaut. In einer Szene wird übrigens klar gemacht, dass sie kein Einzelfall ist und auch ältere Kollegen lieber das Weite suchen als einzuschreiten. Szenen, die wir vermutlich jeden Tag an unseren Schulen erleben… leider!
„Das Unwort“ ist für mich eine echte Überraschung gewesen, denn eigentlich wollte ich nur mal kurz reinschauen um ein bisschen was darüber schreiben zu können, doch dann bin ich tatsächlich dran geblieben. Ein großer Grund, neben der Thematik, ist mal wieder die unglaubliche und wunderbare Iris Berben in der Rolle der Vertreterin aus dem Schulamt. Sie sticht auch schauspielerisch heraus, wenngleich die anderen Darsteller auch eine sehr solide Leistung erbringen. Und wenn es um Sachen Humor geht, dann hat der Hausmeister mal wieder die Nase vorn, auch wenn er Eichbaum und nicht Krause heißt 🙂
Ausstrahlungstermin:
Erstausstrahlung:
Montag, 09. November 2020
20.15 Uhr – ZDF
oder
Online in der ZDF-Mediathek abrufbar!
Fazit:
Diesen Film sollte man auf jeden Fall mit einem lachenden und einem aufmerksamen Auge anschauen. Neben den ganzen kleinen lustigen Momenten steckt hier so viel erschreckende Wahrheit zwischen den Zeilen. Ich selbst habe dieses Mobbing bereits miterlebt und natürlich auch mitgeholfen etwas dagegen zu unternehmen. Es könnte alles so viel schöner sein, wenn einfach alle nur Menschen sind… egal woher, welche Religion, welche Hautfarbe… etc. – Ihr merkt, ich werde nachdenklich und auch ein bisschen ernst! Schaut den Film und ich hoffe euch ergeht es auch so.
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