Das Duell: Winnetou vs. Winnetou – alte Version gegen neue Version

Der Häuptling der Apachen Winnetou und sein Blutsbruder Old Shatterhand haben bereits mehrere Generationen in ihren Bann gezogen. Autor Karl May hat ein Monument der Literatur-Geschichte geschrieben und mit dem Indianerhäuptling eine Figur für die Ewigkeit erschaffen. Im TV-Film von 2016 übernimmt Nik Xhelilaj das Zepter vom legendären Pierre Brice. Hier mal ein direkter Vergleich… Winnetou Vs. Winnetou!

Produktionsjahr:
Winnetou I: 1963
Winnetou – Eine neue Welt: 2016

Cast:
Winnetou (Klassik): Pierre Brice
Old Shatterhand (Klassik): Lex Barker
Winnetou (Neu): Nik Xhelilaj
Old Shatterhand (Neu): Wotan Wilke Möhring

Produktionsländer
Klassiker: Deutschland, Jugoslawien, Frankreich
Neu: Deutschland

WINNETOU Vs. WINNETOU

Beginnen wir gleich einmal mit der absoluten Hauptfigur des Films. Der Indianerhäuptling Winnetou wurde 1963 von dem Franzosen Pierre Brice verkörpert, der damit nicht nur über Jahrzehnte Kultstatus erlangte, sondern mit dieser Rolle sein eigenes Lebenswerk erschaffen hatte. Ohne Zweifel, Pierre Brice ist der Inbegriff des Vorzeigeapachen.

In der Neuverfilmung übernimmt der albanische Schauspieler Kreshnik „Nik“ Xhelilaj diese Rolle. Bisher trat er nicht sonderlich in Erscheinung und hatte somit die große Chance auch seine Schauspielkarriere auf eine neue Ebene zu bringen. Leider reicht er aber bei Weitem nicht an die Klassiker-Vorlage heran und verliert sogar im Laufe der Zeit geben den Old Shatterhand Kollegen Wotan Wilke Möhring in Sachen Popularität. Abgesehen von einer unglaublich guten körperlichen Verfassung, kann er leider in keinem weiteren Punkt an Pierre Brice heranreichen.

Eindeutiger Punkt für den Klassiker!  1:0

OLD SHATTERHAND Vs. OLD SHATTERHAND

Kommen wir zum zweiten Hauptdarsteller der Winnetoufilme. Der US-Kinoheld Lex Barker war schon vor den Karl May Verfilmungen durch „Tarzan“ zu einem Megastar geworden. Der blonde Hüne war einfach eine echte Erscheinung und seine besondere Ausstrahlung gab er auch Old Shatterhand. Nahezu gleichwertig stand er seinem Blutsbruder von den Apachen zur Seite und sie bildeten ein unvergessenes Team.

Wotan Wilke Möhring übernimmt in der neuen Winnetou-Version die Rolle des Greenhorn-Trappers. Ich hatte anfangs wirklich meine Schwierigkeiten, ihn in dieser geschichtsträchtigen Figur zu akzeptiere. Doch er hat sich langsam und stetig über die Dauer der drei Teile herangearbeitet und letztlich auch die führende Rolle in der Darstellung der Charaktere übernommen. Letztlich reicht es zwar nicht ganz, um an das Charisma eines Lex Barkers heranzukommen, doch hat er dennoch eine gute Arbeit abgeliefert.

Dennoch ein weiterer Punkt für den Klassiker! 2:0

STORYTELLING: ALTE ERZÄHLUNG Vs. NEUE VERSION

Beim alten Klassiker ist die Spur des damalig so beliebten Westerns unverkennbar. Die Geschichte basiert vollends auf der Buchvorlage, wenn auch einige Punkte aufgrund der verfügbaren filmischen Zeitvorgabe ausgelassen wurden. In manchen Punkten sogar einige entscheidende Elemente, bei denen man nachdem man das Buch gelesen hat, durchaus erstaunt sein wird. Es wird hier Wert auf typische Elemente gelegt, was aber vermutlich auch der Zeit des Erscheinens zuzurechnen ist.

In der neuen Version ist deutlich mehr schauspielerischer Content zu erkennen und zwischendurch gibt es auch ein wenig Gefühlskino. Allerdings werden auch einige Inhalte so verändert, wie sie definitiv NICHT in der Romanvorlage niedergeschrieben sind. Der wohl größte Unterschied: Im neuen Film sind Winnetou und Shatterhand keine Blutsbrüder, sondern lediglich Freunde. Der Name Old Shatterhand wurde hier von den Indianern vergeben, tatsächlich erhielt er ihn aber viel früher durch einen Ingenieur-Kollegen beim Eisenbahnbau. Warum auch immer man die Story verändern musste… ich muss nicht alles nachvollziehen können. Dennoch gefällt mir tatsächlich das Storytelling in der neuen Version insgesamt etwas besser…

daher ein Punkt für die Neuverfilmung. 2:1

NEBENROLLEN vs. NEBENROLLEN

Es gibt noch weitere sehr markante Persönlichkeiten in beiden Verfilmungen.

Allen voran natürlich der leicht durchgeknallte Trapper Sam Hawkens. Ralf Wolter gab der Figur mit seinem unverwechselbaren „Ihi Ihi“ einen besonderen Stellenwert. In der „neuen Welt“ übernimmt Milan Peschel den kauzigen Typen und macht das wirklich großartig.

Unentschieden! 3:2

Winnetou´s VATER INTSCHU-TSCHUNA

wurde 1963 von Mavid Popovic gespielt und verschwand nach den Karl-May-Filmen eigentlich wieder in der Versenkung. 2016 übernahm kein geringerer als Gojco Mitic diese Rolle. Er war der Held vieler Festspiel-Aufführung und galt nach Pierre Brice als bis dato einzig anerkannter Winnetou-Darstellers. Tatsächlich war Pierre Brice für die Rolle des Vater angefragt, lehnte aber aus persönlichen Gründen ab. 

Der Punkt geht an die Neuverfilmung! 3:3

DER BONUS-ANTIHELD

Im Klassiker gibt es noch einen Kultstar, der leider in der neuen Version überhaupt nicht vorkommt. Wo ist Oberbösewicht Frederick Santer, der von Mario Adorf so großartig dargestellt wurde? In der 2016er Version spielt daher Joseph Rattler eine bedeutendere Rolle. Er wird von Jürgen Vogel gespielt. Kein guter Tausch, daher klarer 

Punkt für Adorf und den Klassiker! 4:3

Der Sieg ist knapper als erwartet, geht aber mit 4:3 natürlich an die gute alte Verfilmung aus dem Jahr 1963. Trotzdem haben sie mit der modernen Trilogie keine Bruchlandung hingelegt, sondern einfach ein altes Monument der Filmgeschichte zeitgemäß aufgepeppt!

Fazit:
Ich liebe einfach Lex Barker als Old Shatterhand und Pierre Brice als Winnetou. Leider ist Barker viel zu früh verstorben, aber ich hatte das große Glück, Pierre Brice vor seinem Tod kennenzulernen. Ein beeindruckender Mensch mit einer unglaublichen Ausstrahlung. Mich fasziniert aber auch die Geschichte und daher freue ich mich immer wieder auch auf die neue Version.

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Text: The Shark
Fotos: Pixabay (Hintergund oben), Leonine, RTL Nitro
Daten/Infos zum Film: Leonine, RTL Nitro
Video: YouTube – (Tobis Filmclub)

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